Stockheim, die Siedlung und seine Kirche

Von Adolf Kaiser

 

Die Anfänge, Herkunft des Namens

Stockheim wurde 1198 erstmals als Siedlung urkundlich erwähnt. Geschichtlich gilt als sicher, dass die Ansiedlung weit mehrere hundert Jahre älter ist. Die Gründung der Siedlung dürfte in die Zeit um 700 n.Chr. datieren.

 

Reste der Glauburg  Reste der Glauburg

 

Um 754 n.Chr. wurde der Leichnam des Kirchenfürsten Bonifatius auf dem rechten Nidderweg Richtung Fulda getragen. Vor den Anhöhen des Vogelsberges mit seinen dichten Wäldern blieben Frauen und Kinder im Schutz von Kriegern im heutigen Stockheimer Bereich zurück. Es ist durchaus anzunehmen, dass sie sich im Schutze der nahen Glauburg niederließen, wobei sie den nach Süden weisenden Hügel im Bleichetal bevorzugten, der zugleich in Sichtweite der Glauburg lag. Hier boten sich fließendes Wasser und Ackerflächen. Auch wenn sich diese Überlegungen nicht belegen lassen, so deuten gewisse Umstände darauf hin, dass sich Teile der Begleitmannschaft der Prozession in diesem Bereich sesshaft machten. Auch wenn man davon ausgehen kann, dass die Namensgebung auf den Bergstock im Bleichetal (Heim am Bergstock = Stockheim) hindeutet, so könnte auch der Bischofs-Stab des toten Kirchenfürsten bei der Namensgebung in Erwägung gezogen worden sein. Der Bau einer Kapelle in frühester Zeit weist ebenfalls auf die Frömmigkeit der Menschen hin.

 

Mittelalter, Reformation, Religionskrieg

Die Siedlung entwickelte sich landwirtschaftlich orientiert mit einer gewissen Frömmigkeit ihrer Bewohner. Bereits 1219 wird eine Kapelle erwähnt. Bei der damaligen Bausweise der Behausungen dürfte es sich nicht um das erste Haus dieser Art gehandelt haben.

Die Christianisierung zog über das Land. Die späteren Jahrhunderte, insbesondere der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 belastete die Menschen fast bis zur Vernichtung. Der feste Glaube an Gott ging bei den Bewohnern Stockheims jedoch nie verloren.

Die 1517 durch Martin Luther ausgelöste Reformation des christlichen Glaubens erreichte auch die Stockheimer Region. Martin Luther wollte wohl keine andere Religion, sondern nur eine Abkehr von Teilen der damaligen kirchlichen Praxis. Er wollte den Glauben an Gott und an Jesus Christus wieder in den Mittelpunkt stellen. Schließlich mündete die Entwicklung in das grausame Geschehen des Dreißigjährigen Krieges.

Stockheim war Filialdorf von Glauberg, und so wurde die Reformation des Glaubens auf Weisung der Ysenburger Herrschaft eingeführt. Es war jedoch schwierig, den Menschen die reformierte Glaubensrichtung zu vermitteln. Est mit dem Wechsel zur Mutterkirche nach Rohrbach 1559 zeichnete sich ein Wandel ab. Die letzten Widerstände wurden erst 1597 überwunden. Stockheim tendierte, wie das Haus Ysenburg, zu den Reformierten, während sich weite Teile der Bevölkerung zu den Lutheranern zählten.

 

Blick auf Stockheim  Blick auf Stockheim

 

Die Zeit vom 18. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg

Stockheim erholte sich vom Religionskrieg nur langsam. Das Dorf war bis auf zwei Behausungen vollständig zerstört. Im Jahre 1705 erhielt Stockheim mit Andreas Diehl erstmals einen eigenen Pfarrer. Er veranlasste den Bau einer eigenen stabilen Kirche, die 1723 eingeweiht wurde. Um die Kirche herum entstand ein erweiterter Friedhof, von dem heute noch Reste sichtbar sind. Aus der Vorzeit entstammen die Stockheimer Kreuzsteine, von denen zwei im Schlossmuseum in Ortenberg zu sehen sind. Hierbei handelt es sich um Grabsteine, die im oberhessischen Raum ihre eigene Geschichte haben.

Die neue Kirche erhielt 1925 eine Orgel, die noch heute vorhanden ist. Sie stammt vom Orgelbauer Zink aus Heegheim. Die älteste Glocke der Kirche wurde 1785 von der Glockengießerei Georg Bach in Windecken gegossen. Das kirchliche Leben von Reformierten und Lutheranern wurde nach 300 Jahren der Trennung im Jahre 1817 offiziell vereinigt. Im Jahre 1905 gründete sich in Stockheim der "Bund zur Wahrung der deutschen protestantischen Interessen". Stockheim gehörte weiter zur Mutterkirche in Rohrbach. 

Im Jahre 1920 wurde vor der Kirche, zur damaligen Mittelgasse hin, ein Denkmal zu Ehren der Gefallenen des 1. Weltkrieges errichtet. Es wird 1966 zum Friedhof verlegt und um das Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkrieges erweitert. Während die evangelische Kirche im Jahre 1925 grundlegend renoviert wird, baut die katholische Kirchengemeinde 1927 ein neues Gotteshaus. Mit dem Zuzug der Vertriebenen aus den Ostgebieten im Jahr 1946 verändert sich das Verhältnis der Konfessionen zu Gunsten der katholischen Mitbürger.

 

Friedhof Friedhof Stockheim

 

Entwicklung zur Zeit der Bundesrepublik

1950 werden zwei neue Glocken angeschafft, so dass seit dieser Zeit die Glocken dreistimmig erklingen. Im Jahr 1954 wird die Filialkirche Stockheim wieder Glauberg zugeordnet, was bereits seit Jahren so gelebt wurde. Eine geplante grundsätzliche Erneuerung der Kirche wird 1966 auf einen Anbau reduziert. Zur gleichen Zeit entsteht auf dem Friedhof eine neue Leichenhalle mit Glockenturm.

Stockheim wird 1994 eine eigene Kirchengemeinde, was aus finanziellen Gründen im Jahre 2007 wieder aufgehoben wird. Glauberg und Stockheim werden wieder vereinigt, wobei beide Ortsteile ihren jeweils eigenen Kirchenvorstand behalten.

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